Der Friesenbach

Kasendorfs Umgebung ist sehr wasserreich. An allen Ecken und Enden drängen die vom "Geberch' reichlich gespeisten Quellen an die Erdoberfläche. Die zahlreichen Risse und Spalten in den Kalk- und Sandsteinschichten im Erdinnern gewähren dem Wasser einen bequemen Durchlass, die eingelagerten Tonschichten führen zur Ausbildung von Quellhorizonten. So zählt die Friesenbachquelle oberhalb Kasendorfs mit einer Normalschüttung von 400 Sekundenlitern zu den stärksten Quellen Nordbayerns. Die aus der Quelle strömende Wassermenge lässt sich dadurch erklären, dass weit verzweigte, unterirdische Wasserläufe die Niederschläge eines großen Einzugsgebietes aus den Reuther, Azendorfer und Welschenkahler Gemarkunqen sammeln und hier zutage treten lassen.

Magister Will schreibt in seinem "Teutschen Paradeiß" im II. Capitel 1692 vom Friesenbach als dem Ouellbach, der seinen Namen aus einer "fürtrefflichen Quelle" bringt:

Diese quillt so stark aus einem großen Loch, daß gleich darunter die 4 Gänge der Fleißenmühle, dann die drei Markmühlen, so 8 Gänge haben, er wol bemeistern kann, ungeachtet der Fluß getheilet und ein Arm durch Caßendorff geleitet wird. Man sagt, der Quellbach habe vor den Markgräfler Krieg etliche Tage roth und wie Blut gefloßen und die darinnen erfolgte grausame Blut-Stürzung vorbedeutet." Hier nimmt Magister Will Bezug auf die Kriegsereignisse um 1553, die auch in Kasendorf ihre Spuren hinterließen.

Die Mühlen am Friesenbach

Die Friesenmühle

Die knapp 300 m unterhalb der Friesenquelle gelegene Friesenmühle verdankt ihre Existenz der mächtigen Schüttung dieser Quelle und dem beachtlichen Gefälle auf dieser Strecke. Sie ist bereits 1421 als "Mühl bei der Flur der Friesen" im Markgräflichen Amt Kasendorf erwähnt und wird in Wills "Teutschem Paradeiß' irrtümlich als "Fleißenmühl" bezeichnet.

Ursprünglich nur als Mahlmühle betrieben, wurde sie besonders gern von den Bauern auf dem "Geberch" angefahren, weil diese dadurch die Zahlung des Pflasterzolls an die Marktgemeinde Kasendorf vermeiden konnten. Der Gemeinderat hatte nämlich 1876 beschlossen, die auswärtigen Fuhrwerke, welche den Markt durchquerten, mit einem Pflasterzoll zu belegen. Dagegen wehrten sich die Müller der vier Markmühlen, weil so für sie ein Geschäftsrückgang eintrete. Sie forderten, auswärtigen Mahlfuhren den Pflasterzoll zu erlassen. Das Gemeindegremium lehnte dies ab, genehmigte aber, dass auswärtige Mühlfuhrwerke mit nicht mehr als 10 Zentner Last als leichte Fuhrwerke zu betrachten sind, die dann nur 9 Pfennige Zoll zu zahlen hätten.

Die Friesenmühle hatte auch eine Leinmühle in Betrieb. An einem kleinen, unterschlächtigen Wasserrad waren über durchbohrten Holzarmen zwei Eisenhämmer befestigt, die wechselseitig den Lein in vier tellerförmig ausgehöhlten Eichenstöcken zerquetschten. Durch eine Tropfnase lief das Leinöl in Glasbehälter ab.

Über viele Generationen haben die Friesenmüller ihren Betrieb bis in unsere Zeit erhalten und ständig erweitert. 1924 erhielt die Mühle zwei Turbinen, während sie vorher von drei Wasserrädern getrieben wurde. Noch heute wird auf diese Weise ein Teil des elektrischen Stromes für den Eigenbedarf erzeugt.

In der Friesenmühle wird heute ein Sägewerk betrieben.

Die Ströbersmühle

Die vier Markmühlen in Kasendorf, waren die Ströbers-, Münchs-, Fischers- und  die Höschenmühle. Die Räder der Ströbersmühle, später Simons- oder Heroldsmühle, in der Nähe des Festplatzes, stehen schon seit über zwei Jahrzehnten still. Ein oberschlächtiges Wasserrad (...Bild...) betreibt heute noch die Schrotmühle, und über eine Wellenverbindung wird die Wasserkraft zum Futterschneiden genutzt. 1731 wird Lorenz Ströber als Zunftmeister in Kasendorf genannt.

Die Münchsmühle

Auch in der Münchsmühle ruht schon seit über 70 Jahren der Mahlbetrieb. "Johann Münch, bisher Giechscher Untertan zu Döllnitz, hat seines Vaters Mühle in Kasendorf geerbt und beantragt 1791 das Meisterrecht." Die Mühle ist aber viel älter. Schon 1586 wird als Besitzer ein Clos Körnlein angegeben. Im Jahre 1922 wurde die Mühle samt des landwirtschaftlichen Anwesens an den Wagnermeister Hans Hofmann verkauft, der die Wasserkraft nur noch zum Betreiben seiner Maschinen in der Wagnerei nutzte.

Die Fischersmühle

(leider in den letzten Jahren abgerissen)

Hundert Meter weiter, gegenüber der Straße nach Thurnau, lag (Reste der Grundmauern sind erhalten worden) die Fischersmühle. Als frühere Förtschenmühle gehört sie zu den ältesten Mühlen am Friesenbach. Von den damaligen Grundherrn, den Förtschen von Thurnau, erbaut, blieb sie auch nach der Verpfändung Kasendorfs an die Burggrafen von Nürnberg (1307) im Eigentum der Förtsche. Nach ihrem Aussterben ging die Mühle in den Besitz des Grafen Giech in Thurnau über.

In der Fischersmühle fand am 6.6.1698 der erste Zunfttag der neuen Müllerzunft statt. Dort stand auch die Zunftlade, in der die Rechnungen und Schriftstücke der Zunft verwahrt wurden. An der Hauswand war eine Tafel mit dem Zunftzeichen angebracht. "Vivat der Bäcker- und Müllerzunft" stand darauf zu lesen. Nachdem in den Städten seit dem Mittelalter die Genossenschaften der Handwerker, die Zünfte, tätig waren, schlossen sich auch die Müller des Marktes Kasendorf zu solch einer Zunft zusammen, wozu noch die Müller von Heubsch und Döllnitz kamen. Markgraf Christian Ernst siegelte in einer Beurkundung vom 3. Mai 1689 die Innungsordnung der Müller zu Kasendorf.

Am 28. November 1747 hat Joh. Friedrich Walter die Förtschenmühle an seinen Schwager Johann Fischer um 800 kr. verkauft. Die Mühle wurde als Mannlehen (Geschlechtslehen) bezeichnet.

Nach dem Tode seines Vaters Johann Fischer bezahlte der Sohn Pankraz Fischer, Mühlmüllermeister, als Erbe an das Kastenamt Kulmbach 30 Gulden Lehensgeld.
Am 18. Mai 1896 wurden von der königlichen Bezirkskommission Bayreuth anlässlich der Aufstellung eines bleibenden Höhenmaßes genaue Aufzeichnungen über Gerinne, Mühlschwellenhöhe, Wasserhöhe und Gefälle gemacht. Die Mühle hatte keinen Wasseraufstau, sie wurde lediglich durch das natürliche Bachgefälle betrieben. Dieses betrug von der oberhalb der Straße Kasendorf-Thurnau befindlichen Münchschen Mühle, von Mühlschwelle zu Mühlschwelle gemessen, 4,096 Meter.

Die Mühle Fischer hatte zwei oberschlächtige Wasserräder mit einem Durchmesser von 4 m und 3,90 m, zwei Mahlgänge nebst Lohgang und zwei Gerinne, welche an das Haupt- oder Schußgerinne anstoßen und das Wasser auf beide Räder verteilen.

In die angeschlossene Lohmühle brachten die Bauern Eichenrinden, die dort zerkleinert und fein gemahlen wurden. In Säcke gefüllt wurde die so gewonnene Lohe an die Gerbereien im Umland verkauft. Auch in Kasendorf bestand zwischen der alten Schule und der Mühle Hösch eine Gerberei.

Die Höschenmühle

Die Höschenmühle, unterste Mühle im Markt Kasendorf, wurde früher "Petzenmühle" oder auch Pfarrmühle genannt, weil sie der Pfarr lehenbar war. 1534 wird sie als Petzenmühle im Markgräflichen Landbuch aufgeführt, ist aber sicher älter. Vermutlich wurde sie als Gegengewicht zur Förtschenmühle von den Markgrafen erbaut, der Pfarrei als Lehen gegeben und als Mannlehen geführt.

1816 wird dem Müllermeister Johann Günther erneut der Lehensbrief für die pfarrlehenbare Mahl- und Schneidemühle ausgestellt. Heute ist die Mühle im Besitz der Familie Hösch. Sie betrieb ein mit modernsten Maschinen ausgestattetes leistungsfähiges Sägewerk,  die Mahlmühle wurde 1979 aufgegeben.

Die Fischers- und Höschenmühle waren früher auch für die Stromversorgung der Kasendorfer Straßenbeleuchtung verantwortlich. Bei eintretender Dunkelheit, wenn die Wasserkraft für den Mahlbetrieb nicht mehr gebraucht wurde, wurden die "Lichtmaschinen" in Betrieb gesetzt.

Kasendorf besaß eine der ersten elektrischen Straßenbeleuchtungen in Bayern. "Im Jahre 1888 wurde der Markt mit 16 Glühbirnen a 32 Hefnerkerzen beleuchtet." 2.000 Mark musste die Gemeinde für die Einrichtung ausgeben und 120 Mark betrugen die jährlichen Betriebskosten.

Obere Heubscher Mühle

Von den beiden Heubscher Mühlen ist die "Obere Mühle" die jüngere. Sie wurde 1702 von Hanß Wolf Frisch erbaut. Seit 1963 ruht der Mahlbetrieb und das Anwesen wird nur noch landwirtschaftlich genutzt.

Untere Heubscher Mühle

Die ältere "Untere Heubscher Mühle", bereits 1401 urkundlich erwähnt, soll früher einmal mit dem Mahlwerk einer am Weg Kasendorf - Lindenberg gelegenen Mühle ausgestattet gewesen sein, deren Quell, der "Dietzbach", eines Tages versiegte, so dass sie abgebrochen wurde. Der Mahlbetrieb steht seit 1950 still. Der jetzige Besitzer, Heinrich Vogler, betreibt nur noch die Landwirtschaft. Seit über 10 Jahren ruhen auch die bis dahin noch unterhaltene Schrotmühle und das Sägewerk.

Papiermühle

Eine Viertelstunde unterhalb von Heubsch liegt die Papiermühle, nach den Besitzern auch "Schleichersmühle" oder nach ihrer ehemaligen Herrschaft, den Thurnauer Grafen "Thurnauer Papiermühle" genannt. Eine geräumige Hofanlage breitet sich links des Friesenbaches aus, zu der ein großes Wohnhaus mit der Mühle, ein altes Bräuhaus, Ställe und andere Nebengebäude, die in früherer Zeit teilweise der Papierfabrikation dienten, gehören.

Eine Tafel über dem Hauseingang verweist auf die Ahnenreihe der Schleicher, die hier seit der Erbauung der Mühle im Jahre 1710 bis zur Einstellung der Papiererei vor etwa 100 Jahren ihr Handwerk ausgeübt haben. Mit Genehmigung des Grafen Carl Gottfried von Giech, Herr zu Thurnau und Buchau, wurde anno 1710 "dem lieben und getreuen Samuel Schleicher, Papiermacher von Schwarzau bei Coburg" das Privilegium zur Erbauung einer Papiermühle erteilt, unter Abgabe von Bauholz, einem Vorschuss von 400 fl. fr. und Begünstigung des Einkaufs von Lumpen im gräflichen Gebiet. Durch Ansiedlung solcher und ähnlicher Industrien sollte der Grafschaft möglichst wenig Geld durch Importe verloren gehen.

1767 errichtete Bartholomäus Schleicher einen massiven, wuchtigen Neubau, der heute noch erhalten ist. Das Geschäft florierte. 1778 bekam der Papiermüller sogar vom Bischof von Bamberg ein Lumpensammelprivilegium für das bambergische Amt Weyer und führte als Neuheit besonders geformte Jahreszahlen als Wasserzeichen ein, wie sie in Bayern erst 1850 in Mode gekommen sind.

1880 übernahm der letzte Papierer Johann Nikolaus Schleicher das Anwesen. Er zweifelte bereits, ob bei dem technischen Fortschritt die handwerkliche Herstellung des Papiers noch rentabel sei. 1889 musste er schließlich den Papiermacherbetrieb aufgeben und hat, nach einiger Zeit des Stillstandes, die Mühle als Getreidemühle weitergeführt.

Seit 1921 wirkte das 6. Glied in der Reihe der 'Schleicher', nämlich Christof Edmund Heinrich Schleicher (geb. 27.5.1891), der sich mit Marg. Angermann aus Heubsch vermählte, auf der Papiermühle. Mit dem Tod seines einzigen Sohnes Simon im 2. Weltkrieg erlosch die männliche Erbfolge.

Die Papierherstellung in der Heubscher Papiermühle wird in einer Aufzeichnung wie folgt beschrieben: "2 Wasserräder betrieben das mit 16 Stämpfel arbeitende Stampfwerk und einen Mahlholländer. Dieses laufende Werk war von früh 2.00 Uhr bis abends 6.00 Uhr in Betrieb. Die eingekauften Lumpen wurden vor ihrer Verarbeitung sortiert. Die mit Kalk gekochten schwarzen Hadern wurden im Stampfwerk zermalmt, das so gewonnene, in Stoffkästen gelagerte Halbzeug im Holländer fein gemahlen und mit Chlorkalk und Schwefelsäure gebleicht. Die Büttgesellen schöpften das Papier mit der Papierform aus 2 Bütten; die nassen Bogen wurden zwischen Filzen "pauschtweise" auf der Nasspresse abgepresst. Auf den geräumigem Hengböden wurden die Bogen an Roßhaarstricken zum Trocknen aufgehängt. Schreibpapier wurde in einem Absud von Schaffüßen oder dergl. geleimt, musste also nochmals getrocknet werden. Die trockenen Schreibpapiere und ungeleimten Druckpapiere wurden auf der Trockenpresse gepresst. Schreibpapier kam auf den Schlaghammer zur Glättung. Bei der besten Ware erfolgte noch eine Verschönerung, indem man die Knoten mit dem Messer aushob und die so verbesserten Stellen mit Bimsstein abrieb. Schreibpapier wurde verstärkt im Sommer hergestellt, da die 2. Leimung besser ausfiel; Druckpapier und Goldschlag hingegen glückten besser im Winter, da diese Sorten in dieser Jahreszeit einen besonders weichen Griff erhielten.

Zum Versand wurde das fertige Papier in Riesenumschlägen mit dem Hochgräflich Giech'schen Herrschaftswappen verpackt. Das dünnste Papier wurde aus 2/3 gekochten Wolllumpen und 1/3 weißen Lumpen (Leinen und Baumwolle gemischt) hergestellt. Außerdem fertigte man weißes Kanzleipapier, gelbes Konzeptpapier, weiße und blaue Aktendeckel, Packpapier wurde mit sehr großen "Elephant" -formen geschöpft. Schrenz und Pappdeckel sind viel an die Gefangenenanstalten Kaisheim, Amberg und auf die Plassenburg zur Schachtelfabrikation geliefert worden.

Döllnitzer Mühle

Das Baujahr der Döllnitzer Mühle ist nicht bekannt. Sie wird 1286 urkundlich erstmals erwähnt, ist aber sicherlich älter. Am 12. Februar 1286 hat Eberhard von Turnowe der Vorsche (Förtsch) seine Güter in Tolence (Döllnitz) u. a. wie folgt verteilt: Den Frauen zu Sonnefeld (Kloster) vermachte er die Mühle zu Tolence bis sie 10 Pfund verdienten, da sie dann seinen Kindern zufalle; jedoch die Mülswine, d. h. das Recht, auf dem Mühlanwesen zu Lasten des Inhabers Schweine zu halten, soll seinen Kindern sein. Als weitere Quelle berichtet das Landbuch der Herrschaft Plassenburg vom Jahre 1398: Die mule ist der herschaft und hat die kauft umb daz closter zu Hyemelkrone.

1702 tauscht der Markgraf die Mühle in Döllnitz mit dem Grafen von Giech. Damit unterliegt die Mühle dem Mühlenregal der Thurnauer Herrschaft. Danach waren die Anwesen der Gemeinde Döllnitz gehalten, ausschließlich die örtliche Mühle in Anspruch zu nehmen.

Die Namen der Besitzer der Döllnitzer Mühle können über vier Jahrhunderte zurück lückenlos belegt werden. 150 Jahre lang war sie im Besitz der Familie Eschenbacher. Nach Abgang dieses Müllergeschlechtes ging es mit der Mühle abwärts. Nach dem 2. Weltkrieg tauchen mehrere Pächternamen auf. 1959 wird die Mühle von der Besitzerin Babette Greiner an den aus Pommern stammenden Müllermeister Otto Kühl mit einer Kaufsumme von 60.000 DM verkauft. Seine Erwartungen erfüllten sich jedoch nicht, denn die Bauernkundschaft hatte sich zum großen Teil verlaufen, und die Lieferungen an den Handel fielen fast ganz aus. Einige Jahre später musste Kühl die Mühle stilllegen und die Gebäude und Grundstücke verkaufen.

Pulvermühle

Die nur 10 Minuten von der Ortschaft Döllnitz im Friesenbachtal gelegene Pulvermühle war niemals Getreidemühle, sondern bis 1911 eine alte Salpetersiederei und ein bekannter Pulverbetrieb, der einst im Auftrag der Thurnauer Giechschen Herrschaft gearbeitet hatte. Zweifellos bestand das Pulverwerk schon früher, als es eine vorhandene Urkunde vom Jahre 1720 ausweist.

Aus Holzkohle, Salpeter und Schwefel wurde hier das Pulver handwerklich hergestellt, bis am 23. Mai 1911 eine Explosion dem Betrieb ein jähes Ende bereitete. Der letzte Pulvermüller Johann Adam Schmidt wurde ein Opfer des Unglücks.

Die hergestellten Sorten bestanden aus Spreng-, Schieß- und Böllerpulver. In einem 50 m von dem Pulverwerk abseits liegenden Magazin waren die Vorräte in Fässern und Kisten untergebracht. Der Preis für 1 Ztr. Pulver lag je nach Feinheit zwischen 70,00 und 100,00 DM.

Auf Planwagen wurde die gefährliche Fracht bis Kronach und Stockheim befördert. Durch die zunehmende Industrialisierung hatte sich der Wiederaufbau des Pulverwerkes nach dem Unglück nicht mehr gelohnt, so dass es als landwirtschaftliches Anwesen weitergeführt wurde.

Als die Pulvermühle in die Luft flog

Es war in der Mittagszeit des 23. Mai 1911. Die Angehörigen der Familie des damaligen Pulvermüllers Johann Adam Schmidt waren nach dem Mittagessen wieder an ihre Arbeit gegangen. Die Knechte und der Schwiegersohn Konrad Gräf, der in das Anwesen eingeheiratet hatte, hantierten in Stall und Scheune. Johann Schmidt, der vornehmlich die Arbeiten im Pulverbetrieb besorgte, hatte sich in das Stampfwerk begeben. Die Uhr zeigte halb 1 Uhr mittags, als von dem etwa 30 m abliegenden Pulverwerk ein böllerschußähnlicher Knall herüberklang. Aus dem Gebäude stieg eine große weiße Wolke auf, der lange schwarze Rauchschwaden folgten.

Erschreckt von der Explosion kamen die Bewohner aus dem Haus und den Nebengebäuden angelaufen. Drüben über dem Friesenbach brannte das Stampfwerk lichterloh. Dazwischen böllerten gedämpfte Explosionsschläge. Konrad Gräf hielt seine Leute wegen der bestehenden Explosionsgefahr vor einem Eingreifen zurück. Der Lärm und das Feuer alarmierten das Dorf. Der Feuerwehrkommandant und Besitzer des Gasthauses "Zum Friesenbach" in Döllnitz, Paulus Eschenbacher, ließ rasch das Feuerhorn ertönen und seinen Löschzug sammeln. Schon beim Verlassen des Dorfes leuchtete ihnen der Feuerschein entgegen. Das brennende Gebäude konnte an den Wohn- und Ökonomiegebäuden wegen ihrer Abgelegenheit keinen Schaden anrichten. Der Brand war bald eingedämmt. Unter den Trümmern des Werkes wurde der verkohlte Leichnam des 76-jährigen Pulvermüllers Schmidt gefunden. Die Annahme, dass Schmidt mit brennender Tabakspfeife das Pulverwerk betreten hätte, bestätigte sich nicht, da seine Pfeife im Schreibtisch lag. Von den Hausbewohnern wurde die Vermutung geäußert, Großvater Schmidt könnte an diesem Tag zu junge Holzkohlen zur Pulvermischung verwendet haben. Bekanntlich stellte Schmidt die zur Mischung benötigte Holzkohle selbst aus Erlenholz her. Sie sollte nach der Herstellung einige Tage ruhen. Am Unglückstag hatte Schmidt diese Arbeitsregel wahrscheinlich nicht beachtet.

Untere Hammermühle

Bis zum Spätherbst des Jahres l914 stand in gut 100 m Entfernung ostwärts des Zusammenflusses von Friesenbach und Aubach eine alte Mühle, die "Untere Hammermühle", auch "Unterhammermühl" genannt. An sie erinnern heute nur noch die Kanalrohre des ehemaligen Mühlbaches, verschiedene Flurstücke, der Waldname Hammerholz und die Einzel Hammerhaus.

Der Hammer bei Döllnitz war ein sog. Pochwerk, wobei das Erz durch Stoßen zerkleinert oder gepocht wurde. Das Erzmaterial kam aus dem nahen Umland. Der Eisensandstein am Zaunberg und unterhalb des Weißen Berges ist von Eisenbutzen und Eisenadern durchsetzt. Obwohl der Erzgehalt des Roteisensteins mit 40 % recht hoch war, lohnte sich ein Abbau in größerem Umfang wegen der geringen Mächtigkeit der Eisenflöze nicht.

Dass in der Hammermühle das Erz nicht nur zerkleinert, sondern auch geschmolzen worden ist, lassen die bei Nachgrabungen gefundenen Schlackenhaufen (Sinterhaufen) und der Flurname "Sinterhof" vermuten.
In der Hammermühle muss auch eine Zeitlang eine Gastwirtschaft unterhalten worden sein. Der 1955 im 87. Lebensjahr verstorbene Gastwirt Paulus Eschenbacher wusste zu berichten, dass sein Vater Konrad das auf der Hammermühle liegende Realrecht für Bier- und Schnapsausschank nach Auflassung des Wirtsbetriebes um 100 fl im Jahre 1859 "erkauft" habe.

Letzter Hammermüller war Johann Friedrich Angermann, ein Peestener Müllergeselle. Eine Zeitlang hatte er die Dreschener Mühle in Pacht und erwarb 1890 die Hammermühle. Auch er hatte, genau wie seine Vorgänger, viel Streit mit den Besitzern der umliegenden Wässerwiesen, die aufgrund einer bestehenden alten Wässerordnung das Wasser aus dem Mühlgraben auf ihre Wiesengrundstücke leiten durften. Ohnehin stark verschuldet, verkaufte er l914 sein Anwesen an die Wässergenossenschaft; die Mühle samt Nebengebäuden wurde abgerissen. Damit war das Ende der über 600 Jahre alten Hammermühle besiegelt.
Die Hutschdorfer Erlenmühle

Kurz nach der Einmündung des Aubaches verlässt der Friesenbach die Kasendorfer Gemarkungen und treibt nach einem Kilometer die Hutschdorfer Erlenmühle. Sie stammt aus den Jahren 1695/96. Georg Wernlein aus Waizendorf bei Trebgast war ein Abkömmling von jenem dort über 300 Jahre sitzenden Müllergeschlecht. Er heiratete in Hutschdorf ein. Durch ständigen Ausbau in den letzten Jahrzehnten konnte sich die Mühle bis heute als anerkannter und leistungsfähiger Handwerksbetrieb behaupten.

Die Schlottermühle

Die Schlottermühle, eine Einöde kurz vor der Einmündung des Friesenbachs in den Roten Main, wird bereits 1398 im Landbuch der Plassenburg genannt. Sie brannte im Dreißigjährigen Krieg ab, blieb eineinhalb Jahrzehnte liegen und wurde erst 1651 wieder aufgebaut, woran eine in Stein gehauene Inschrift am Westgiebel des Hauses berichtet. Das Haus (Besitzer seit 1890 Hans Reif - Partenfeld) steht heute noch unverändert wie vor 300 Jahren.

Dem Fortschritt der Technik und der damit verbundenen Industrialisierung sind in den vergangenen Jahrzehnten viele Kleinmühlen zum Opfer gefallen, so sind von den früher 13 Mühlen am Friesenbach heute nur noch die Friesenmühle in Kasendorf und die Erlenmühle in Hutschdorf in Betrieb.

(Ursprung: Heimatbuch des Marktes Kasendorf)