Pfarrei und Kirche Peesten
Quelle: Heimatbuch der Gemeinde Kasendorf
Vor der Errichtung einer eigenen Pfarrei gehörte der Ort Peesten, wie auch die Nachbarorte Kasendorf und Buchau, zum Kirchensprengel Melkendorf. Dort war bereits vor 1007, dem Gründungsjahr des Bistums Bamberg, eine Zehnt(Cent-)Pfarrei des Bischofs von Würzburg (eine sog. Urpfarrkirche) entstanden.
Zwischen 1307 und 1328 ging Kasendorf in den Besitz der Burggrafen von Nürnberg über. Vermutlich wurde bereits in dieser Zeit der Ort Peesten der Pfarrei Kasendorf zugeteilt. Lange kann aber die Zugehörigkeit Peestens zur Pfarrei Kasendorf nicht gedauert haben, weil bereits im Jahre 1366 im Landbuch Bayreuth ein Pfarrer zu Peesten als steuerpflichtiger Untertan des Burggrafen Johann von Nürnberg aufgeführt wird. 1398 wurden die Förtsche von den Burggrafen von Nürnberg mit dem "Kirchensatz der Pfarrkirche zu Peesten, der von Kasendorf abgeteilt worden ist", belehnt.
Die Schaffung einer eigenen Pfarrei und der Bau einer Kirche fallen deshalb in die Zeit zwischen 1328 und 1386. Als Gründer sind die Förtsche anzusehen, die seit 1398 auch das Patronatsrecht als burggräfliches Lehen hatten.
Neben der Pfarrkirche (Maria) wird im 15. Jahrhundert noch eine Laurentiuskapelle in Peesten genannt. Der Standort derselben ist aber bis heute unbekannt. Sicherlich ist sie mit dem Flurstück "Kappel", das man von Kapelle ableiten kann, in Verbindung zu bringen.
1520 wurden die Ortschaften Appenberg, Gundersreuth und Proß eingepfarrt. Außerdem ist in den Kirchenbüchern vermerkt, dass auch in Lopp, Neuenreuth, Wüstendorf und Wüstenbuchau "actus parochiales" (zum Kirchspiel gehörige Handlungen) durchgeführt wurden.
Wann sich die Förtsche dem protestantischen Glauben angeschlossen haben, ist aus keiner geschichtlichen Quelle zu entnehmen. Ihr Glaubenswechsel liegt zwischen 1537 und 1546.
Am 31. März 1564 starb "Jorg Foertsch zu Peesten, der eltest und letzte". Das Erbe und damit auch das Patronatsrecht ging, Peesten betreffend, schließlich an die Herren von Giech über. Jorg Förtsch wurde in seiner Patronatskirche zu Peesten mit Schild und Helm begraben. Sein Epitaph (Grabmal) wurde an der inneren Ostwand des Kirchenschiffes rechts neben der Kanzel angebracht. Zweifellos stammt der Teil des umgebenden Mauerwerks noch von der alten Kirche.
1701 wurde eine gründliche Erneuerung des Kircheninneren vorgenommen. Dabei wurden Taufstein, Altar und Kanzel in dem damals gewölbten Chorraum übereinander angeordnet und zu allem Überfluss auch noch mit einem kleinen Orgelwerklein gekrönt. Die damalige Kirche war kleiner als die heutige und hatte in früheren Zeiten durch einen hölzernen Gang eine direkte Verbindung zum unteren der beiden Förtsch' schen Schlösser.
Ebenfalls aus der "alten Kirche" wurden der schöne alte Taufstein aus dem Jahre 1701 und die beiden Tragkreuze in unsere Zeit herübergerettet.
Ständige Sprengelstreitigkeiten mit der Pfarrei Melkendorf endeten 1733 in einem Vergleich zwischen den Patronatsherren, den Grafen von Giech und den Freiherren von Guttenberg/Steinenhausen. Darin einigte man sich u. A., nach Peesten die Orte Dürrnhof, Lopp überm Bach gen Peesten und die drei Höfe zu Proß einzupfarren.
Im April 1873 wurde mit dem Abbruch der "alten", baufällig gewordenen Kirche begonnen. innerhalb eines Jahres wurde der Neubau des Langhauses errichtet. Im Chorraum wurde das Deckengewölbe beseitigt und der Raum selbst erhöht. Der Turm blieb stehen, er ist das älteste Denkmal aus der mittelalterlichen Zeit in Peesten.
Dass beim Bau nicht die notwendige Sorgfalt aufgewandt wurde, beweist die Tatsache, dass bereits im Jahre nach der Vollendung das gesamte Gestühl im Schiff wegen des auftretenden Holzschwammes wieder herausgerissen und erneuert werden musste. Bei der im Jahre 1913 durchgeführten umfassenden "Kirchenverschönerung" versuchte man, inzwischen bewusst gewordene aufdringliche Mängel nach Kräften taktvoll zu beseitigen.
1901 wurde eine dringend nötige neue Kirchenorgel angeschafft. In der Kirchenvorstandssitzung am 19. Januar 1904 wurde auf Vorschlag des damaligen Pfarrers Hammerbacher die Gründung eines kirchlichen Posaunenchores beschlossen. Pfarrer Hammerbacher, der 24 Jahre lang in Peesten überaus segensreich wirkte und sich um das Kirchen- und Gemeindeleben große Verdienste erwarb, übernahm selbst die Leitung des Chores.
1909 musste das Schieferdach des Kirchturms neu gedeckt werden. Der Turm erhielt einen vergoldeten Knopf aus Kupfer mit einer Windfahne darüber.
Bis zum Kriegsjahr 1917 besaß die Pfarrkirche Peesten 3 Glocken, die aus den Jahren 1750, 1826 und 1836 stammten. Die jüngste, von der Größe her die mittlere, musste für Heereszwecke abgeliefert werden. Das gleiche Schicksal widerfuhr dem Geläute im 2. Weltkrieg. Erst 1949 konnten wieder drei neue Stahlglocken aufgezogen werden.
Da die alte Turmuhr schon seit Jahren außer Betrieb war, wurde 1951 eine neue mit elektrischem Aufzug eingebaut. Am dritten Advent 1965 konnte eine neue Kirchenheizung in Betrieb genommen werden.
Seit 1971 teilt sich Peesten mit Azendorf eine Pfarrstelle. Der Pfarrsitz ist seitdem in Azendorf.
Der Verschleiß des Alters und die Einflüsse der Witterung über mehr als ein Jahrhundert hinweg hatten an der Kirche sichtbare Spuren hinterlassen. 1981 waren endlich alle Hindernisse aus dem Weg geräumt, die eine gründliche Restaurierung blockierten. Die Handwerker konnten mit der Arbeit beginnen. Am Sonntag, dem 13. Juni 1982, dem Kirchweihsonntag von Peesten, konnte das Gotteshaus, das außen und innen wieder im neuen Glanz erstrahlte, feierlich eingeweiht werden.
Eine Holzwurmbekämpfung des Kircheninnenraums wurde 2000 notwendig.2002 mussten wegen Baumängeln am Gebälk des Glockenturms die Glocken weitestgehend still gelegt werden. Die Restaurierung wird nach Freigabe durch das Hochbauamt durchgeführt. Neue Bronzeglocken sind vorgesehen.Im Rahmen einer Dorferneuerung wurden 2003 die Außenanlagen des Kirchengrundstücks neu gestaltet.
Mit der Kirchenrenovierung, insbesondere der Erneuerung des Dachstuhls, des Gebälks im Glockenturm und der Schiefereindeckung, konnte im Sommer 2012 endlich begonnen werden. Damit verstummte auch die kleinste Glocke, die seit 2002 noch geläutet hatte.
Den Guss der drei neuen Bronzeglocken erlebten am 16.11.2012 Peestener Gemeindeglieder mit Pfarrerin Kerstin Sprügel in der Glockengießerei Rincker in Sinn/Hessen. Nach der Weihe der neuen Glocken am Ostersonntag, den 31.03.2013, und dem Einbringen in den Turm am 02.04.2013, erklang zur Konfirmation am 07.04.2013 erstmals wieder das volle Glockengeläut der Marienkirche. Die große Glocke (Ton A) wiegt 462 kg und trägt die Aufschrift "Ich will euch rufen zum Lobe Gottes", auf der mittleren Glocke (Ton Cis - 256 kg) steht: "Eine feste Burg ist unser Gott" und die kleinste Glocke (Ton E) mit 162 kg zeigt das Christussymbol und die Aufschrift "Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben".
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